Jahrgang 3 (2013)



Skriptum 3 (2013), Heft 1

Vorwort der Herausgeber
Die Herausgeber stellen die Ausgabe 3 (2013), Nr. 1 vor.
Blick in die Historikerwerkstatt: Kunterbunte Vielfalt – über die museumspädagogische Wissensvermittlung
Lisa Rübeling und Anna Kieburg berichten in ihrem mit persönlicher Note geschriebenen Essay über ihr Engagement im Bereich der Museumspädagogik. Dabei zeichnen die Autorinnen ihren eigenen Weg aus dem universitären Hörsaal in die abwechslungsreiche Welt des Museums nach, reflektieren über ihre Erfahrungen und geben Hinweise für interessierte Studierende nicht nur der Altertumswissenschaften.
Visionäre und Geschichtswissenschaften im ‚digitalen Zeitalter‘: Rückschau und kritischer Blick auf Gegenwart und Zukunft
Max Grüntgens und Dominik Kasper geben einen pointierten Überblick über die Geschichte des digitalen Wandels in den Geschichtswissenschaften. Der Beitrag orientiert sich hierbei an ‚visionären‘ Einzelpersonen. Die Autoren schlagen in ihren Überlegungen die Brücke über die ‚Vision‘ hinter Skriptum und dem Komplex „studentisches Publizieren“ zu der an Thaller angelehnten Konzeption einer ‚historischen Workstation‘ und versuchen damit die für uns immer noch interessanten Aspekte der Diskussionen zu betonen und gleichzeitig wie einen konzeptuellen Spiegel zu gebrauchen, an dem die eigenen Visionen und Entwicklungen gemessen werden können.
Der Xenon des Pantokratorklosters in Konstantinopel – Standard oder Ideal?
Die Diskussion gruppiert sich thematisch um den sogenannten ‚Xenon‘ des Pantokratorklosters, eine Krankenpflegeeinrichtung. Anhand der Quellen und der bisherigen Forschung fragt Schmidt inwieweit die geschilderte Ausstattung dem zeitgenössischen Durchschnitt entsprochen hat und versucht sich durch den Vergleich mit ähnlichen Einrichtungen an einer Einordnung in den Kontext des damaligen Krankenpflegewesens im byzantinischen Reich. Eingewoben in die Diskussion wird zudem die Frage nach der Nutzung des Ortes als Memorial- und Begräbnisort des Kaiserhauses sowie nach der Zurschaustellung kaiserlicher Philantropie, welche mit dem Xenon in unmittelbarem Zusammenhang gestanden haben dürfte.
Der Deutsche Orden im 17.und 18. Jahrhundert. Ein Hausorden Habsburgs?
Frank Hüther zeigt, dass der Frieden von Preßburg (1805) nur eine Ordnung rechtlich festschrieb, die bereits mehrere hundert Jahre stillschweigend galt. Exemplarisch orientiert sich Hüther hierbei an den Hochmeistern Leopold Wilhelm (1641-1662) und Karl Alexander von Lothringen (1761-1780). In seiner Untersuchung versucht der Autor zu zeigen, dass bereits diese zwei Hochmeister das Wohl Habsburgs über das des Deutschen Ordens stellten und diesen damit de facto als ‚Hausorden‘ einstuften.
„…wie die Zigeuner“ – Das Feindbild „Zigeuner“ bei Luther
Miriam Breß befasst mit der negativen Wahrnehmung von Sinti und Roma. Im Zentrum ihrer Analyse stehen vor allem die Schriften Martin Luthers. Die zahlreichen Schriften des Reformators prägten das Weltbild der Menschen in hohem Maße und könnten auf diese Weise Indizien für die Entstehung der zahlreichen Verurteile gegenüber der Minderheit liefern. Die tradierten Vorstellungen von dem ‚Zigeuner‘ werden unter Beachtung theologischer und sozialpsychologischer Hintergründe über Gruppenbildungsprozesse und Ausschlussmechanismen vorgestellt und besprochen, sodass schließlich die Rolle, welche Martin Luther für die Entstehung des Feinbildes ‚Zigeuner‘ in der Frühen Neuzeit spielte, umrissen werden kann.
Ivan IV. – Kindheit und Jugend des „schrecklichen“ Zaren: Eine Untersuchung der Darstellung des jungen Zaren in der Frühen Neuzeit und die Beeinflussung des Geschichtsbewusstseins über den Zaren durch das Medium Film
Eine quellennahe Studie zum historischen Bild des jungen Zaren Ivan IV., genannt „der Schreckliche“, legt Menderetska mit ihrem Beitrag vor. Abgerundet wird der Beitrag durch einen Ausblick zur (historischen) Geschichtskultur um den russischen Monarchen, dessen Wahrnehmung in der gegenwärtigen Öffentlichkeit vorwiegend durch Verfilmungen (z. B. von Klassikern wie „Ivan Groznyj“ von Sergej Ejzenštejn als auch moderne Verfilmungen aus den letzten Jahren) seines Lebens und Wirkens geprägt ist.
„lauter Erfahrungs-Sachen“ – Gerhard Tersteegens Lied „Gott ist gegenwärtig“ – Bedeutung und Rezeption
Ruth Nientiedt arbeitet interdisziplinär: In ihrem Artikel bringt sie historische, literatur- und sprachwissenschaftliche sowie theologische, insbesondere liturgische Perspektiven zusammen, indem sie exemplarisch die Möglichkeiten der Hymnologie und Gesangbuchforschung aufzeigt und gleichzeitig Tersteegens überkonfessionelle Bedeutung als Mystiker herausarbeiten. Zuletzt werden mögliche Interpretationen seines Liedes Gott ist gegenwärtig ins Gespräch gebracht und seine Rezeption in anderen Gesangbüchern nachgezeichnet. Der Rezeptionsgeschichte wird auf Grundlage der Bestände des Gesangbucharchivs des IAK Gesangbuchforschung nachgegangen.
Rezension: Zwischen ‚leerer Klimperey‘ und ‚wirklicher Kunst‘. Gitarrenmusik in Deutschland um 1800 – von Thorsten Hindrichs
Die Rezensentin hebt hervor, dass es Hindrichs nicht nur darum geht, eine Lücke in der physischen Überlieferung von Musikalien und anderen Dokumenten zu schließen, sondern vor allem, diese bislang von der musikwissenschaftlichen Forschung weitgehend ignorierten Zeitspanne von 1788 bis 1802 aufzuarbeiten. Als richtungsweisend wirkt dabei der Titel der Dissertation „zwischen leerer Klimperey“ und „wahrer Kunst“: In diesem Spannungsfeld zeitgenössischer Musiktheorie und -ästhetik analysiert Hindrichs 11 Kompositionen und Lebensentwürfe von insgesamt 16 Gitarrenmusikern im Kontext des historischen Begriffes der ‚Bürgerlichkeit‘.
Rezension: Kampfzeit unter französischen Bajonetten. Die NSDAP in Rheinhessen in der Weimarer Republik – Markus Würz
Die Rezensentin hebt Würz dichte und detailreiche Analyse zum Nationalsozialismus im Spannungsfeld mit der französischen Besatzung im Raum Rheinhessen hervor, lässt jedoch auch Kritikpunkte nicht aus: So werde nur in Ansätzen auf die angekündigte Perspektive der in den besetzten Gebieten lebenden Menschen eingegangen; auch bliebe ein Vergleich zu den unbesetzten Gebieten generell aus. Auch wenn diese Punkte den Rahmen gesprengt hätten, wäre doch – der Rezensentin zufolge – ein vergleichend angelegtes Kapitel wünschenswert gewesen, um eine gesamtdeutsche Einordnung zu ermöglichen.
Verein der Freunde der Geschichtswissenschaften
Lars Beißwenger berichtet über die Tätigkeiten des Vereins der Freunde der Geschichtswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Skriptum 3 (2013), Heft 2

Vorwort der Herausgeber
Die Chefredaktion sowie die Herausgeber stellen die Ausgabe 3 (2013), Nr. 2 vor.
Narrativität und narrative Kompetenz im Geschichtsunterricht
Inwieweit Narrativität und narrative Kompetenz im Geschichtsunterricht eine Rolle spielen, stellt Tobias Jakobi dar. Er eruiert die Vor- und Nachteile einer narrativ-konstruktivistischen Geschichtsdidaktik und kommt zu dem Schluss, dass individuelle und kollektive Geschichtserzählungen aus dem konkreten Lebensumfeld guten Geschichtsunterricht ausmachen.
RDF als Verknüpfungsmethode zwischen geisteswissenschaftlichen Forschungsdaten und Geometrien am Beispiel des Projektes „Inschriften im Bezugssystem des Raumes“
Gegenstand der gekürzten Bachelorarbeit RDF als Verknüpfungsmethode zwischen geisteswissenschaftlichen Forschungsdaten und Geometrien am Beispiel des Projektes „Inschriften im Bezugssystem des Raumes“ ist die Aufzeigung einer möglichen Verfahrensweise zur Verknüpfung von epigraphischen Editionsdaten und Raumgeometrien mit Hilfe von RDF (Ressource Description Framework), einer technischen Herangehensweise zur Formulierung logischer Ressourcen im Internet.
Konstantin – Crispus – Fausta: Einige Beobachtungen und Bemerkungen zur Debatte um das Jahr 326
Florian Battistella richtet seinen Blick auf die Quellen und Theorien zu den mysteriösen Umständen des Todes von Ehefrau und Sohn des Kaisers Konstantin. Er setzt sich mit den verschiedenen Forschungsmeinungen auseinander und weist auf einzelne Unstimmigkeiten hin, die zum Teil der Tendenziösität der Quellen entspringen, aber ebenso der interpretativen Komplexität der Texte geschuldet sind.
Rezension: „Europäische Geschichte Online“ (EGO)
EGO – Portal für Europäische Geschichte Online stellt Geschichtswissenschaft in inter- und transkultureller Perspektive online zur Verfügung und bietet in dezidiert multiperspektivischer Weise aufgearbeitete Fachartikel zu hochaktuellen Forschungsthemen in deutscher und englischer Sprache, methodische und didaktische Hilfestellungen, historisches Quellenmaterial und weiterführende Informationen zu 500 Jahren europäischer Geschichte der Neuzeit. Wie es dazu kam, wie weit die internationale Vernetzung reicht und welche konkreten Nutzungsmöglichkeiten dem User geboten werden, berichtet Kevin Hecken.
Rezension: Der französischen Sprache mächtig. Kommunikation im Spannungsfeld von Sprachen und Kulturen im Königreich Westphalen (1807–1813) – Claudie Paye
Die Dissertation „Der französischen Sprache mächtig“ von Claudie Paye wird in den Blick genommen. Dem Werk mit mikrohistorischem Ansatz liegt ein „primär funktionales Verständnis von Sprache“ zu Grunde, das im Lauf der Arbeit um Überlegungen zur sozialen Praxis diskursanalytisch ergänzt wird und dadurch über die traditionelle Kulturtransferforschung hinausgeht.