Editorial

von Max Grüntgens und Dominik Kasper

Liebe Leserinnen und Leser von Skriptum,

eine arbeitsreiche Nacht hat ein nicht weniger arbeitsreiches Semester abgeschlossen. Die vierte Ausgabe ist veröffentlicht, steht frei zugänglich online bereit und deckt auch diesmal eine große Bandbreite von Themenfeldern ab: Die Beiträge führen uns vom marmornen Boden des römischen Senats, durch den schattigen Kreuzbau einer der bekanntesten Mainzer Kirchen in die Hallen, Büros und Seminarräume der Mainzer Universität – von der Diplomatie der antiken, römischen Republik, über die dreidimensionale Erschließung historischer Räume bis hin zu Planung, Organisation und Rekapitulation eines wissenschaftlichen Großereignisses.

Der einleitende Artikel des zweiten Heftes des Jahrganges 2012 startet mit der Rubrik Blick in die Historikerwerkstatt. Der Beitrag thematisiert in einem Interview das Großereignis der (deutschen) Historikerzunft des Jahres 2012: Den 49. Deutschen Historikertag, der diesmal in den Hallen der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität stattfand. Das Interview führte die Mainzer Studentin Julia Fichtner mit der Geschäftsführerin des 49. Deutschen Historikertages Frau Dr. Heidrun Ochs. Julia Fichtner hatte als studentische Mitarbeiterin im Organisations- und Planungsteam die Möglichkeit die Tagung vor und hinter den Kulissen hautnah mitzuerleben und auf diese Weise Erfahrungen zu sammeln, welche sie auch in unser Interview einfließen lassen konnte.

Auch die zwei nachfolgenden Artikel dieser Ausgabe verorten sich thematisch in Mainz. Anna Neovesky, Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Digitale Akademie an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz, bietet in ihrem Essay St. Stephan virtuell einen Überblick über Planung, Durchführung und „digitale Genese“ eines historischen Webprojektes: Den virtuellen Rundgang durch den Kreuzgang der Mainzer Kirche St. Stephan, realisiert in einer Themenseite des Internetportals regionalgeschichte.net. Die Autorin stellt das Projekt ausführlich dar: Grundlegende Entscheidungen, technische Entwicklungen und das synkretistische Zusammengehen von Webdesign, Programmierung und „traditioneller“ Geschichtswissenschaft mit Raum- und Vermessungstechnik werden thematisiert. Neben direkt projektbezogenen Fragestellungen, wie bspw. den Vorzügen und Nachteilen von Flash und HTML5, zeigt Neovesky auch die oft unbeachtete Frage einer möglichen zukünftigen Nutzung ihrer Applikation durch Mitarbeiter anderer Projekte und die damit einhergehenden Synergieeffekte auf. Hierbei gelingt es ihr die Balance zu halten, zwischen einer für den Historiker zu starken Betonung der technischen Aspekte und des Abgleitens in eine unspezifische, bloß theoretische Reflektion.

Markus Würz zeigt in seinem Essay die studentischen Wurzeln des Vereins für Sozialgeschichte Mainz e. V. auf. Der Autor weist pointiert auf die rund dreißigjährige Geschichte des Vereins hin, geht knapp auf die verschiedenen Themenfelder ein, die in seinen Tätigkeitsbereich fallen, und schlägt den Bogen zur Gegenwart, indem er die besondere Bedeutung studentischer Initiativen und Engagements am Beispiel des Vereins hervorhebt und auf die aus diesem Engagement erwachsenden Möglichkeiten – nicht nur für Studierende – hinweist.

Mit zwei Bachelorarbeiten verlassen wir den uns vertrauten Boden der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt und betreten die altehrwürdigen Hallen des römischen Senats. Christoph Kenkel fragt in seiner Arbeit, welche sich thematisch um die Ereignisse des Dritten Makedonischen Krieges gruppiert, nach den diplomatischen Ent- und Verwicklungen um den pergamenischen Herrscher Eumenes II. Wie und warum wurde dieser von einem Vertrauten des römischen Volkes zur persona non grata? Um zu einem besseren Verständnis des römischen Vorgehens zu gelangen, prüft der Autor Eumenes’ Verhältnis zu Rom im Jahr 172 v. Chr. und bestimmt die Rolle des Herrschers am Vorabend des Dritten Makedonischen Krieges. Darauf aufbauend wird das Verhalten des Monarchen während des Krieges analysiert: Kam es während des Krieges tatsächlich zu geheimen Verhandlungen zwischen dem pergamenischen und dem makedonischen Königtum? Daran anschließend deutet Christoph Kenkel das Verhalten Roms neu: So werden nicht nur die Ereignisse in der unmittelbaren Folgezeit des Krieges, sondern auch die langfristige Politik Roms bis zum Tod des Herrschers in einem anderen Licht betrachtet.

Die zweite Abschlussarbeit führt uns ins von schwedischen Truppen besetzte Erfurt. Der Kristallisationspunkt für Markus Schmids historische Auseinandersetzung ist der Professor primarius Johannes Matthäus Meyfart mit seiner Schrift „Christliche Erinnerung“, die er in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges drucken lassen konnte. Zur Zeit der frühneuzeitlichen, europäischen Hexenverfolgungen führte Meyfart – neben anderen Theologen und Juristen – damit eine kritische Stimme zur Hexenverfolgung. Der Ausgangspunkt von Meyfarts Argumentation ist hierbei die Prozessführung; Meyfart entwickelt eine ‚Zwei-Ebenen-Kritik‘ , bleibt aber nicht auf der unteren Ebene der Verfahrenskritik stehen, sondern begibt sich argumentativ bis auf die höhere Ebene der Fürstenkritik – den grundsätzlichen Glauben an die Realität des Hexereideliktes verwarf Meyfart jedoch nicht.

Das zweite Heft wird beschlossen durch zwei Rezensionen. Christoph Schmieder rezensiert Frederik Müllers Publikation „Elite des „Führers“? Mentalitäten im subalternen Führungspersonal von Waffen-SS und Fallschirmjägertruppe 1944/45“. Die Publikation erschien 2012 und vereint Quellenmaterial mit einer soliden Gesamtdarstellung. Tobias Jakobi, Student an der Universität Trier, rezensiert Tobias Brinkmanns Publikation „Migration und Transnationalität“. Die 2012 erschienene Publikation behandelt die transnationalen Verflechtungen der jüdischen Diaspora von 1800 bis zur Gegenwart. Brinkmann verbindet in seinem Werk in anregender Weise die Mikroperspektive der Biographie von Einzelpersonen mit den großen Entwicklungslinien der Makroperspektive.

Zu guter Letzt wollen wir Frau Dr. Ochs, dem Organisationsteam des Historikertags und dem Historischen Seminar sowie den Verantwortlichen der JGU Mainz herzlich für die Möglichkeit danken, Skriptum mittels eines Informationsstandes auf dem Historikertag bewerben und über unser Projekt informieren zu können. Außerdem danken wir dem Institut für Geschichtliche Landeskunde Mainz und der Arbeitsstelle Digitale Akademie an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und ihren Mitarbeitern sowie allen Freunden von Skriptum für die anhaltende Unterstützung.

Herausgeber und Redaktion wünschen allen Leserinnen und Lesern von Skriptum eine angenehme und ansprechende Lektüre,

Max Grüntgens und Dominik Kasper

Mainz, den 03. November 2012

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Max Grüntgens und Dominik Kasper: Vorwort der Herausgeber, in: Skriptum 2 (2012), Nr. 2 , URN: urn:nbn:de:0289-2012110204, Abs. XY [Datum des Zugriffes].