Editorial

von Max Grüntgens und Dominik Kasper

Liebe Leserinnen und Leser von Skriptum: Die zweite Ausgabe für das Jahr 2011 ist fertig und pünktlich zum 3. November erschienen. Die Herausgeber und die Redaktion sind sehr zufrieden, dass die Zeitschrift mit der wie geplant verlaufenen Publikation der zweiten Ausgabe einen großen Schritt auf dem Weg zur Sicherung einer langfristigen Kontinuität gegangen ist. Auch eine weitere Entwicklung trägt dazu bei: Mit dem Erscheinen der zweiten Ausgabe hat sich der Verein der Freunde der Geschichtswissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz e. V. bereit erklärt, die Finanzierung des Skriptum-Webservers für die nächsten zwei Jahre zu übernehmen. Im Gegenzug wird die Redaktion von Skriptum in der Öffentlichkeitsarbeit des Vereins mitarbeiten und diesem ein Forum zur Veröffentlichung seiner Tätigkeitsberichte bieten. Wir möchten unserem neuen Kooperationspartner an dieser Stelle herzlichen Dank für die Unterstützung aussprechen und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.

Mit dem Erscheinen der neuen Ausgabe sei noch auf ein neues Angebot unsererseits hingewiesen: Neuigkeiten über die Tätigkeit der Redaktion werden zukünftig auch über einen Redaktionsblog mitgeteilt. Aktuell findet sich dort ein kritischer Kommentar der Mitte September in Berlin von H-Soz-u-Kult, clio-online und L.I.S.A. – dem Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung veranstalteten Tagung .hist2011 – Geschichte im digitalen Wandel.

Weiterhin ist die Skriptum-Redaktion in der Hoffnung auf Kooperationen mit Mitarbeitern ähnlicher Projekte wie der Zeitschrift PerspektivRäume und der aventinus-Publikationsplattform –auch zum Austausch von Erfahrungen – in Verbindung getreten. Wir freuen uns mitteilen zu können, dass die Gespräche mit aventinus zur Zweitveröffentlichung eines Beitrags aus Skriptum 1 (2011), Nr. 1 geführt haben. Thorsten Holzhausers Drei Fragen zum Staats- und Verfassungssystem der Vereinigten Niederlande im 17. und 18. Jahrhundert sind nun auch bei der Münchener Plattform online zu lesen.

Im letzten halben Jahr wurden der Redaktion von Skriptum – zu unserer großen Freude – eine ganze Reihe von Veröffentlichungsvorschlägen gemacht. Wir danken allen Studierenden für die Initiative und bitten um Verständnis, dass wir nicht jeden Beitrag in dieser Ausgabe veröffentlichen konnten. Bitte lasst Euch nicht entmutigen: Es besteht die Möglichkeit, dass eingereichte Arbeiten in den folgenden Ausgaben publiziert werden. Aufgrund der guten Resonanz von Seiten der Studierenden und Lehrenden am Historischen Seminar der Universität Mainz zieht die Skriptum-Redaktion eine positive Bilanz über die bisherige Tätigkeit und sieht mehr als nur die nötigen Bedingungen gegeben, auch in Zukunft mit der Herausgabe der Zeitschrift fortzufahren. Ein weiterer Indikator für die gute Akzeptanz von Skriptum sind die ausgezeichneten Zugriffszahlen. Im letzten halben Jahr hatte die Website durchschnittlich 500 eindeutige Besucher pro Monat. Am 18. Mai 2011 erhielt Skriptum eine ISSN. Seit dieser Anerkennung durch die Deutschen Nationalbibliothek (DNB) führen die meisten großen Bibliotheksverbundkataloge (BVB, GVK, HBZ, SWB, Hebis sowie der Katalog der DNB) die Zeitschrift als elektronische Ressource. Auch in zentralen Verzeichnissen wie der Zeitschriftendatenbank (ZDB), der Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) und dem Directory of Open Access Journals (DOAJ) ist Skriptum inzwischen recherchierbar. Mit der Vergabe von Uniform Ressource Names (URN) für alle einzelnen Artikel und deren Ablieferung als Netzpublikation bei den Servern der DNB werden wir auch weiterhin eine hervorragende Auffindbarkeit, Verfügbarkeit und Zitierfähigkeit gewährleisten. Vor der kurzen Besprechung der aktuellen Artikel, sei auch noch auf einige Neuerungen an der Gestalt von Skriptum hingewiesen: Jedem Beitrag in dieser Ausgabe geht ein Kurzzusammenfassung in deutscher, englischer und französischer Sprache voraus. Durch die Lektüre eines der Abstracts kann der Leser nun schon im Vorfeld entscheiden, ob ein Text für Ihn von besonderem Interesse ist. Außerdem eröffnet Skriptum mit dem Blick in die Historikerwerkstatt eine neue Rubrik, die den Leserinnen und Lesern die Arbeitsbereiche und Möglichkeiten eines Historikers näher bringen will.

Für den ersten Beitrag in unserer neuen Sektion konnten wir Simone Würz und Moritz Lenglachner, beides fachkundige Mitarbeiter der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz am Projekt Regesta Imperii, gewinnen. Am Beispiel der mittelalterlichen Regesten Friedrichs III. stellen die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Regestenkommission und ihr Hilfswissenschaftler die Tätigkeit des „Regestenschreibers“ vor. Erforderliche Kenntnisse, Methoden und Vorgehensweisen dieser historischen Arbeit werden erläutert, sodass der kurze Artikel ein genaues Bild des Berufsprofils zeichnet.

In seinem Essay stellt Max Grüntgens Gedanken und Überlegungen zum Einsatz numismatischer Quellen im Geschichtsunterricht an und vereint theoretische Überlegungen mit konkreten Vorschlägen zur Unterrichtsgestaltung, die einen Passepartout zum Einsatz numismatischen Quellen in der Schule bilden. Als praktischer Gebrauchsgegenstand und Kommunikationsmittel längst vergangener Zeiten lassen Münzen wichtige Rückschlüsse auf politische wie kulturelle Entwicklungen zu und sind somit eine abwechslungsreiche Möglichkeit, Schülern geschichtliche Gegebenheiten näher zu bringen. Neben zahlreichen Münzabbildungen sind dem Essay Links zu numismatischen Datenbanken und Suchmaschinen hinten an gestellt. Diese können bei der Zusammenstellung der Münzen für eigene Quellencluster hilfreich sein und regen zur weiteren Auseinandersetzung mit der Thematik an.

Grundsätzliche Gedanken zur Erinnerungskultur in Deutschland vereinigen sich in Miriam Breß’ Beitrag Erinnern, Gedenken, Lernen – Erinnerungsarbeit in Neustadt an der Weinstraße mit konkretem regionalem Bezug: Am Beispiel Neustadt skizziert und bewertet sie den Umgang der Deutschen mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit. Menschen neigen zum Vergessen und Verdrängen und werden ungern an die unangenehme Vergangenheit erinnert. Das ist in der Regel keine Böswilligkeit, sondern dient oft dem Schutz der eigenen (historischen) Identität. Doch welche Art von Erinnerungs- bzw. Gedenkkultur ist sinnvoll? Das Essay sucht mögliche Antworten und diskutiert notwendige Vermittlungskompetenzen und pädagogische Anforderungen, welchen sich insbesondere Lehrer immer wieder stellen müssen. Der stark affektive Charakter des Beitrag ist unzweifelhaft dem Thema geschuldet.

Strebte Julius Caesar nach dem Königtum? – Diese Frage behandelt die Seminararbeit Christian Wölfelschneiders. Auf der Grundlage einer widersprüchlichen Quellenlage – den Texten stark wertender, antiker Autoren – wird ein diffuses Bild gezeichnet, welches die Absichten Caesars nicht klar erkennen lässt. Entscheidende Hinweise zur Beantwortung der Frage nach dem Machtstreben Caesars kann die Analyse der Bedeutung der corona aurea liefern. Die handwerklich gute Arbeit stellt eine gelungene Synthese der Quellenlage zu diesem Thema dar.

Katharina Thielen beleuchtet die Gesellschaftsstrukturen des 19. Jahrhunderts aus sozialhistorisch-soziologischer Perspektive. Das sogenannte Bürgertum steht im Mittelpunkt der Arbeit. Als neuer Machtfaktor innerhalb des deutschen Kaiserreiches übte die sehr heterogene Gruppe entscheidenden Einfluss auf die strukturellen Entwicklungen und Neuordnungen der Zeit aus. Mit Hilfe des Habituskonzeptes der soziokulturellen Theorie Pierre Bourdieus wird die Grundlage zur Analyse der bürgerlichen Kultur geschaffen, welche vereinheitlichend und ausschließend zugleich wirkte und so im Widerspruch zu den Werten stand. Die Macht des Bürgertums im 19. Jahrhundert – Auswirkungen des bürgerlichen Wertesystems auf die Gesellschaft zeichnet sich vor allem durch einen innovativen, interdisziplinären Ansatz aus.

Florian Battistella befasst sich in seinem Artikel Faschismus und Altertum. Die Antike als Vermittler der romanità im ventennio mit der Antikenrezeption im italienischen Faschismus. Ein Beitrag, der sich besonders dadurch auszeichnet, die vielbeschworene Antikenrezeption sowohl im allgemeinen als auch an konkreten Beispielen am Höhepunkt des Risorgimento und besonders des faschistischen ventennio zu illustrieren. Zentrale Verbindungen und Identifikationsmöglichkeiten mit der Antike bot insbesondere der Mythos Rom. Battistella präsentiert eine umfangreiche Standortbestimmung und Begriffseingrenzung des Faschismus zu Zeiten Mussolinis, ebenso werden aber auch präfaschistische Rezeptionsmechanismen und ihre Auswirkungen aufgezeigt.

Yves V. Grossmann rezensiert das aktuelle Werk über die Landesgeschichte der Pfalz: Vom Scheitern der Demokratie – Die Pfalz am Ende der Weimarer Republik herausgegeben von Gerhard Nestler, Stefan Schaupp und Hannes Ziegler. Mit diesem Werk wird seiner Ansicht nach nun endlich eine Forschungslücke im regionalgeschichtlichen Bereich geschlossen. Die klassische Rezension liefert eine inhaltliche Zusammenfassung sowie Einordnung und Bewertung der Einzelbeiträge im Kontext des Bandes und der landesgeschichtlichen Forschung in der Pfalz. Insgesamt wird der Publikation eine gelungene inhaltliche und wissenschaftliche Gestaltung attestiert.

Wissenschaftliche Darstellungen für den Unterricht, aufbereitete Quellen auf Arbeitsblättern und didaktische Hilfestellungen zur Thematik Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz bietet der Sammelband von Dieter Schiffmann, Hans Berkessel und Angelika Arenz-Morch. Die Rezension von Katharina Üçgül und Dominik Kasper legt das Hauptaugenmerk auf eine Diskussion des didaktischen Anspruchs. Mit Verweisen auf zahlreiche Referenzwerke der Fachdidaktik, die Vorschläge und Anregungen zur weiteren Lektüre liefern und einige Aussagen der insgesamt sehr positiv bewerteten Publikation kritisch darstellen, wird über die übliche Form einer Rezension zugunsten der besonderen Berücksichtigung von Lehre und Lernen hinausgegangen.

Die Leser der letzten Ausgabe werden sich fragen, warum unserem aktuellen Heft der Unterrichtsentwurf fehlt. Von Beginn der Zeitschrift an war den Herausgebern bewusst, dass die regelmäßige Veröffentlichung von Unterrichtsentwürfen mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein würde. Tatsächlich spielen im wesentlichen zwei Faktoren eine Rolle: Zunächst wäre das geringe Gewicht dieser Studienleistung zu nennen, welches sie leider immer noch in der akademischen Lehrerausbildung einnimmt. Des Weiteren ist es nahezu unmöglich die Erlaubnis eines (Schulbuch-)Verlags zu bekommen, die oft bei den Arbeitsmaterialien des Entwurfs verwendeten Quellentexte oder Abbildungen online zu veröffentlichen. Sofern also nicht auf frei zugängliche Quellen zurückgegriffen wurde, kommt der Aufwand der Aufarbeitung eines auf eingeschränkte Materialien zurückgreifenden UE – z. B. durch die Suche nach frei verfügbaren Alternativmaterialien – dem einer Neubearbeitung des Themas gleich. Auch wenn der Redaktion einige UEs zugesandt wurden, war es nicht möglich – im Wesentlichen aus dem zweiten der genannten Gründe – eine der Arbeiten zu veröffentlichen. Allerdings sind wir der Meinung, dass die beiden anderen Beiträge fachdidaktischen Inhalts das Fehlen eines Unterrichtsentwurfs, zumindest in Teilen, ausgleichen können.

Nicht zuletzt möchten die Herausgeber an dieser Stelle noch die übrigen Mitglieder des Skriptum-Redaktionsteams vorstellen: Katharina Thielen unterstützt in Zukunft die Herausgeber bei den Redaktions- und Verlagsaufgaben. Außerdem war sie so freundlich die deutsch- und französischsprachigen Zusammenfassungen der Beiträge zu verfassen. Die englischen Übersetzungen wurden von Frank Giloj angefertigt. Mit der Aufnahme von Anna Plaksin in das Redaktionteam haben wir eine erfahrene und zuverlässige Lektorin gefunden. Christian Portleroi übernahm freundlicherweise die Erstellung der Zitationsrichtlinien.

Wir erhoffen uns positive Reaktionen auf das Erscheinen der neuen Ausgabe innerhalb der Fachschaft Geschichte, der Lehrenden des Historischen Seminars an der JGU Mainz und darüber hinaus. In Zukunft werden wir uns weiterhin bemühen, Skriptum im wissenschaftlichen Onlinepublikationsangebot zu etablieren und den Bekanntheitsgrad des Projektes zu steigern. Wir sind zuversichtlich, mit Werbe- und Informationsmaterialien weitere Studierende – auch anderer Universitäten – für unser Projekt gewinnen zu können.

Dominik Kasper und Max Grüntgens

Mainz, den 2. November 2011

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Max Grüntgens und Dominik Kasper: Vorwort der Herausgeber, in: Skriptum 1 (2011), Nr. 2, URN: urn:nbn:de:0289-2011110201, Abs. XY [Datum des Zugriffes].