Editorial

von Max Grüntgens und Dominik Kasper

Mit großer Freude präsentieren die Herausgeber die ersten Ausgabe von Skriptum, der neuen studentischen Onlinezeitschrift für Geschichte und Geschichtsdidaktik. In der Hoffnung, schon bald einen breiten Leserkreis zu gewinnen und viele Menschen von unserem Konzept zu überzeugen, möchten wir das Projekt in unserer Auftaktausgabe kurz vorstellen: Die Beiträge in dieser Zeitschrift stammen zum größten Teil aus der Feder von Studierenden der Universität Mainz. Skriptum versteht sich als eigenständige, geschichtswissenschaftliche Zeitschrift von Studierenden für Studierende (nicht nur) der Geschichte. Zu unserer Zielgruppe gehören aber auch Schüler, Referendare, Lehrer und eine breite Öffentlichkeit von historisch interessierten Personen. In unserem Bestreben, Studierenden der Geschichte ein Forum zur Veröffentlichung herausragender wissenschaftlicher Arbeiten und Unterrichtsentwürfe zu bieten, werden wir vom Historischen Seminar und einem Wissenschaftlichen Beirat an der Universität Mainz unterstützt.

Mit der Entscheidung, unsere Zeitschrift als Onlinemedium zu publizieren, haben wir eine zeitgemäße Form der Veröffenlichung gewählt, die sich erstens den finanziellen Schwierigkeiten und dem erheblichen Mehraufwand einer Printpublikationen entzieht, und zweitens einen modernen, barrierefreien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen ermöglicht. Dieser Punkt ist uns ein besonderes Anliegen, fühlen wir uns doch der Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen (http://oa.mpg.de/files/2010/04/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf) kompromisslos verpflichtet.

In dem besonderen Bestreben Studierenden eine bessere Orientierung im Spektrum digitaler Angebote der Geschichtswissenschaft, seien es Editionsprojekte, Datenbanken, wissenschaftliche Recherchehilfsmittel oder ähnliche Projekte, zu ermöglichen, soll jede unserer Ausgaben einen Webtipp, eine Webrezensionen oder eine essayistische Auseinandersetzungen mit Webinhalten der „digital history“ enthalten.

Torsten Schrade, Promotionsstudent an der Universität Mainz, stellt im ersten Beitrag von Skriptum die neuesten Entwicklungen im Bereich digitaler (Quellen-)Edition am Beispiel eines Online-Projektes der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (ADW) vor. Seine Expertise für historische Datenbanken, Content Management Systeme und digitale Edition hat er sich in langen Jahren der technischen Projektleitung als studentische Kraft am Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V. (IGL) erworben.

Im Hauptteil der Zeitschrift setzen wir auf eine kleinere Auswahl von qualitativ hochwertigen Artikeln, die aus herausragenden Seminararbeiten mit überdurchschnittlichen Leistungen entstanden sind. Die Beiträge in dieser Ausgabe stehen in keinem engeren, thematischen Zusammenhang.

Der erste Hauptartikel führt den interessierten Leser in das italienische Frühmittelalters. Ulrich Hausmann problematisiert in seiner Arbeit den politischen und herrschaftlichen Status des karolingischen Italiens als Reichsteil oder Teilreich? des Frankenreichs. Seine ausgiebigen Quellenstudien werden eingeleitet von einem Kapitel über die Anfänge der fränkischen Einflussnahme in Italien durch die Unterwerfung der Langobarden, fokussieren aber auch das Verhältnis Italiens im 8. und 9. Jahrhundert zum Gesamtfrankenreich sowie die Rolle der dortigen „Unterkönige“ und Herrscher bis hin zur Ablösung des regnum Italiae. Neben der Ereignisgeschichte bietet die Darstellung grundlegenden Einblick in die karolingische Herrsschaftspraxis unter Einsatz von Kapitularien, dem königlichen Gesandtschaftswesen und dem Umgang mit den lokalen Eliten. Die Arbeit wurde 2010 mit dem Preis der Dr. Ewald Hibbeln-Stiftung für vorzügliche schriftliche wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet.

Doch nicht nur das europäische Mittelalter wird in dieser Ausgabe gewürdigt. Für angehende Historiker ist ein solides Wissen über die historische Entwicklung von Staatsformen und Staatenbildungsprozessen in Europa sowie Verfassungsgeschichte in der Frühen Neuzeit grundlegend. In diesem Sinne stellt Thorsten Holzhauser Drei Fragen zum Staats- und Verfassungssystem der Vereinigten Niederlande im 17. und 18. Jahrhundert: „Wer war der Souverän?“, „War die Union ein Bundesstaat?“ und „War die ‚Republik‘ eine Republik?“ In seinem Beitrag gibt er einen fundierten Überblick über die Verfassungs- und Herrschaftrealität in den frühneuzeitlichen Niederlanden. Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte (Utrechter Union) erläutert er die Funktion und Arbeitsweise der politischen Organe des niederländischen Gemeinwesens, um seine wohlformulierten Fragen abschließend zu problematisieren. Ein sehr gelungenes, selbst erstelltes Schaubild des Verfassungssystems der Niederlande stellt die Komplexität seiner Untersuchung schematisch dar.

Im Unterschied zu ähnlichen Projekten (Universitäten Hannover „PerspektivRäume“ http://www.perspektivraeume.uni-hannover.de; Münchener Publikationsplattform „Aventinus“ http://www.aventinus-online.de/home/), denen wir zahlreiche Inspirationen verdanken, legen wir ein besonderes Augenmerk auf die Veröffentlichung von Unterrichtsentwürfe oder ähnlichen Leistungen, die in fachdidaktischen Veranstaltungen entstanden sind. Da die Veröffentlichung von Unterrichtsentwürfen nur gemeinsam mit den verwendeten Quellenmaterialen sinnvoll ist, was aus urheberrechtlichen Gründen aber nicht immer möglich ist, enthalten die Arbeitsblätter dieses Beitrags Verweise auf Print- und Onlineversionen der Quellen, sofern es uns nicht möglich war den Volltext zu publizieren.

Für die Auftaktausgabe konnten wir einen Unterrichtsentwurf zu einem kulturhistorischen Thema gewinnen, dessen Aktualitätsbezug es in unseren Augen besonders wertvoll für den modernen Geschichtsunterricht macht. Mareike Schenk hat eine Unterrichtsstunde zur Eroberung des Aztekenreichs in einer Unterrichtsreihe Entdeckung und Europäisierung der Erde mit dem provokanten Problemziel Die Spanier in Amerika – Missionarische Kulturbringer oder goldgierige Zerstörer? vorgelegt. Der Unterrichtsentwurf wurde für eine achte Klasse am Gymnasium konzipiert, eignet sich aber auch – nach Anpassung der Arbeitsergebnisse – für den Unterricht in der Oberstufe. Konkret soll in der Stunde die Conquista in Mittelamerika unter Problematisierung der europäischen Motive mithilfe von zwei Quellen behandelt werden. In Person von Juan Ginés des Sepúlveda kommt dabei die spanische Seite zu Wort, während Ansichten indigener Provenienz, überliefert durch Bernadino de Sahagún, eine andere Perspektive eröffnen. Die Behandelung des Zusammenpralls verschiedener Kulturen und Religionen, ihr Umgang miteinander und deren Konfliktapologetik lassen einen reibungslosen Aktualitätsbezug zur Lebenswelt der Schüler zu.

Abgerundet wird unser Beitragsspektrum durch Rezensionen von Neuerscheinungen, die unter besonderer Berücksichtigung der Tauglichkeit für Lehre und Lernen in die Kritik genommen werden.

Kevin Hecken setzt sich in einer Printrezension mit einer Neuerscheinung zur Mainzer Stadtgeschichte, dem Sammelband Mainz – Menschen, Bauten, Ereignisse, herausgegeben von den beiden Stadthistorikern Franz Dumont und Ferdinand Scherf, auseinander. Von der Aufmachung her an ein breites Fachpublikum gerichtet, gehen die Herausgeber einen anderen Weg als in ihrer Publikation von 1998. Unter Betonung der thematischen Vielfalt der Beiträge, die als historische Längsschnitte, Querschnitte und Biographien konzipiert sind, und der gelungenen Illustration des Bandes mit zahlreichen Bildern, Grafiken und Karten, kritisiert Hecken die wenig entschärfte, zu fachwissenschaftliche Terminologie einzelner Beiträge und deren Einordnung in das Gesamtkorpus, kommt aber insgesamt zu einem positiven Fazit der zweiten, großen Stadtgeschichte von Mainz.

Erlauben Sie uns noch einige Anmerkungen zur derzeitigen Gestalt von Skriptum. Leider konnte die von uns angestrebte Bereitstellung einer ISSN für die Zeitschrift und die Validierung aller Beiträge durch URNs noch nicht gleichzeitig mit dem Onlinegang gewährleistet werden, da die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt die Bedingungen für die Vergabe bei Onlinemedien an eine vollzogene Ersterscheinung knüpft. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass Zeitschriftennorm (ISSN) und voll abgesicherte Zitierbarkeit (URN) in den nächsten Wochen erlangt werden können.

Nicht zuletzt sei noch auf die Lizenzierung der Zeitschrift eingegangen: Alle Beiträge der ersten Ausgabe von Skriptum sind unter einer Creative-Commons-Lizenz (http://de.creativecommons.org/) publiziert. Sie sind damit für eine Vervielfältigung, Verbreitung und anderweitige Veröffentlichungen unter bestimmten Bedingungen freigegeben. Die Bedingungen einer Fremdnutzung sind an die jeweilige Artikel angehangen. Bei Fragen zur Lizenzierung helfen Ihnen Herausgeber und Redaktion gerne weiter.

Abschließend möchten wir dem Wissenschaftlichen Beirat von Skriptum, Frau Prof. Meike Hensel-Grobe, Herrn Prof. Dr. Jan Kusber, Herrn Prof. Dr. Hans-Christian Maner und Herrn Dr. Andreas Frings für die Unterstützung danken. Unser Dank gilt ebenfalls der Redaktion und allen anderen heimlichen Unterstützern und Sympathisanten.

Wir wünschen unseren Lesern viel Freude bei der Lektüre und hoffen auf positive Resonanz.

Dominik Kasper und Max Grüntgens

Mainz, den 2. Mai 2011

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Zitationshinweis:

Max Grüntgens und Dominik Kasper: Vorwort der Herausgeber, in: Skriptum 1 (2011), Nr. 1, URN: urn:nbn:de:0289-2011051805, Abs. XY [Datum des Zugriffes].